Newsletter #3 – 2. Mai 2024

Liebe Freund:innen grüner Politik in Idstein

„As much as it pains me to say: It was good that you left when you had the opportunity. Given the chance, we would have likely done the same.“

Auf gut Deutsch: „So sehr es mich schmerzt, es zu sagen: Es war gut, dass ihr gegangen seid, als ihr die Gelegenheit dazu hattet. Hätten wir die Möglichkeit gehabt, hätten wir wahrscheinlich dasselbe getan.“

Das meinte mein Freund Dan zu mir, als wir uns im Dezember mit einer Gruppe unserer britischen Freunde zu einem gemeinsamen Weihnachtsmarkt-Wochenende in den Niederlanden trafen. Zuvor hatten meine Frau und ich lamentiert, dass wir diesen Freundeskreis, den wir in 16 Jahren auf der Insel aufgebaut hatten, noch immer schmerzlich vermissen. 

Unser Umzug nach Idstein im Jahr 2017 war zwar ein absoluter Glücksgriff, aber nicht hundertprozentig freiwillig: Ein Jahr zuvor hatten die Briten den Brexit beschlossen. Wir hatten als EU-Bürger:innen kein Stimmrecht. Das Ergebnis, das uns mehr als die meisten Einwohner des Vereinigten Königreichs betraf, war also ohne uns beschlossen worden. Wir haben im Verlauf der nächsten 12 Monate sowohl die (makro-)ökonomischen wie auch unsere persönlichen Prognosen in Betracht gezogen und sind zum Ergebnis gekommen, dass wir langfristig in Deutschland besser dran sein würden.  

Das Zwischenergebnis für UK: Die Wirtschaft signifikant beeinträchtigt. Fünf Premierminister in weniger als sieben Jahren, von denen Liz Truss‘ Amtszeit kürzer als die Lebensdauer eines Salatkopfes war. Das Gesundheitssystem in einem weit desolateren Zustand als in Deutschland. Die Ungleichheit in UK (Gini-Koeffizient 2022: 35,7%) ist höher als der EU-Durchschnitt (2022: 29,6%). Und innerhalb der Tory Party, die vor 2016 durchaus noch mit der CDU vergleichbar war, haben sich Populisten durchgesetzt, deren Initiativen hier wohl eher bei der AfD Zustimmung fänden. 

Ich habe mittlerweile meine rosarote Brille abgesetzt und sehe auch in Deutschland und der EU viele Herausforderungen und Missstände. Aber diese sind offensichtlich in Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern besser in den Griff zu bekommen als alleine. Die EU ist trotz aller Fehler ein großartiges Projekt; reformbedürftig, aber unterstützenswert. Deshalb müssen wir uns dem Rechtsruck auf europäischer Ebene genauso widersetzen wie auf nationaler. Eine Methode ist, am 9. Juni wählen zu gehen.  

Ach so: Weihnachtsmärkte machen wir in Deutschland auf alle Fälle besser als in Valkenburg. Das haben unsere britischen Freunde bestätigt.
 

Mit grünen Grüßen

Mirko